Christfried Tögel
 
 

»… und gedenke die Wissenschaft auszubeuten«

Sigmund Freuds Weg zur Psychoanalyse [1]




Im Frühjahr 1884 schrieb Sigmund Freud an seine Verlobte Martha Bernays die folgende Sätze:

Und Himmel, Weibchen, bist Du arglos und gutmütig! Merkst Du nicht, daß diese Wissenschaft unser ärgster Feind werden kann, daß der unwiderstehliche Reiz ohne Entgelt und Anerkennung sein Leben für die Lösung irgendwelcher für unser beider persönliches Befinden irrelevanter Probleme zu verwenden, unser Zusammenleben aufschieben und aufheben kann, wenn ich, ja wenn ich die Besonnenheit verliere? Nun damit wird's nichts, ich bin kraftvoll beisammen und gedenke die Wissenschaft auszubeuten, anstatt mich zu ihren Gunsten ausbeuten zu lassen. [2] Diese »Ausbeutungshaltung« kam nicht von ungefähr, sondern hat ihre Wurzeln in der Biographie Sigmund Freuds, in einer Reihe von Faktoren seiner Herkunft, Kindheit und Jugend, die in ihrem Zusammenspiel auch zu dem machtvollen Antrieb geführt haben, etwas Besonderes zu leisten. Etwa zwei Jahrzehnte lang hat sich das Objekt dieses Antriebs ständig gewandelt: Gerade war er noch auf die Philosophie gerichtet, schon geht er den Geschlechtsorganen des Aals nach; die Untersuchung des Baus von Nervenfasern und Nervenzellen weicht den Selbstversuchen mit Kokain; und der Rauschdroge wiederum läuft das Interesse an Hysterie und Hypnose den Rang ab. Erst Mitte der Neunziger Jahre hat Freuds Suche ihr endgültiges Ziel gefunden: Die Psychologie des Unbewußten.

Als Sigmund Freud die Traumdeutung, sein erstes großes psychoanalytisches Werk, veröffentlichte, war er 44 Jahre alt und hatte die Mitte seines Lebens bereits überschritten. Die Liste seiner Veröffentlichungen umfaßte zu diesem Zeitpunkt immerhin fast 150 Arbeiten, darunter 4 Monographien. Die Psychoanalyse ist also nicht vom Himmel gefallen, sondern das Produkt eines reifen Mannes, der sich schon auf anderen Gebieten der Wissenschaft einen Namen gemacht hatte.

Ich möchte nun versuchen, Ihnen einen Eindruck von den Triebkräften und Einflüssen zu vermitteln, die Freuds fast zwei Jahrzehnte währende wissenschaftliche Suche unterhalten haben. Im Mittelpunkt meines Vortrags wird dabei nicht die innere Logik der wissenschaftlichen Entwicklung stehen, sondern das Wechselspiel von Hoffnungen und Enttäuschungen, das erst mit der Niederschrift der Traumdeutung, d.h. mit der Begründung der psychoanalytischen Theorie ein Ende fand.

Sigmund Freud wurde am 6. Mai 1856 in dem kleinen mährischen Städtchen Freiberg geboren. Sein Vater Jakob, ein Wollhändler, in der dritten Ehe mit der um 20 Jahre jüngeren Amalie verheiratet, verließ 1859 aus bisher nicht eindeutig geklärten Gründen mit seiner Familie Freiberg, um nach einem Zwischenaufenthalt von etwa einem halben Jahr in Leipzig, sich 1860 in Wien niederzulassen. Im Herbst 1865 wird Sigismund – so nennt er sich bis Mitte der 70er Jahre – in das Leopoldstädter Real- und Obergymnasium aufgenommen. Nach mit »vorzüglich« bestandener Matura entschließt er sich 1873 an der Universität Medizin zu inskribieren.

Spätestens seit dem Beginn seiner Studienzeit träumte Freud davon, in der Rangreihe der Gelehrten seiner Zeit einmal ganz oben zu stehen. Auf welchem Gebiete der Wissenschaft dieser Aufstieg stattfinden sollte, war für ihn viele Jahre offen. Nachdem eindeutig feststand, daß es die Medizin sein würde und Freud auch schon einige Erfahrungen gesammelt hatte, formulierte er seinen machtvollen Drang in einem Brief an seine Verlobte folgendermaßen:

Ich weiß ..., daß ich unter günstigen Bedingungen mehr leisten könnte als Nothnagel, dem ich mich weit überlegen glaube, und daß ich vielleicht Charcot erreichen könnte. [3] Das ist kein besonders bescheidenes Ziel, war doch Hermann Nothnagel immerhin einer der bekanntesten Ärzte seiner Zeit und Jean-Martin Charcot galt als führender Neuropathologe Europas. Freuds Anspruch zeugt von einer gehörigen Portion Ehrgeiz und erheblichem Selbstbewußtsein, zwei Charakterzüge, die sich nicht erst in den 80er Jahren herausgebildet haben, sondern die Freud schon seit seiner Gymnasialzeit kultiviert hat. In diesem Zusammenhang bekennt er seiner Verlobten: Es gab eine Zeit, in der ich nichts anderes als wißbegierig und ehrgeizig war und mich Tag für Tag gekränkt habe, daß mir die Natur nicht in gütiger Laune den Gesichtsstempel des Genies, den sie manchmal verschenkt, aufgedrückt hat. [4] Liest man nun die Stellen in Freuds Briefen und Werken, die etwas mit Ehrgeiz – sei es seinem eigenen oder dem Phänomen im allgemeinen – zu tun haben, so fällt auf, daß es gewisse Widersprüche zwischen verschiedenen Äußerungen zu verschiedenen Zeiten gibt.

In den Briefen der 80er Jahre erweckt Freud den Eindruck, als habe er nur temporär Ehrgeiz besessen und sei von diesem »Übel« bald geheilt worden. Es finden sich fast klagende Formulierungen wie: »Aber ich bin so wenig ehrgeizig« [5]. oder »Mein Ehrgeiz bescheidet sich, in einem langen Leben etwas von der Welt verstehen zu lernen ...« [6]

Im Gegensatz zu dieser Tendenz steht die Deutung einer Reihe von Freuds eigenen Träumen und Fehlleistungen in der Traumdeutung und der Psychopathologie des Alltagslebens. Da fallen Worte wie »krankhafte[r] Ehrgeiz« [7], »Größensehnsucht« [8] und es findet sich Freuds vorsichtiges Eingeständnis: »Vielleicht habe ich auch wirklich Ehrgeiz besessen.« [9]

Mit diesen wenigen Zitaten sollte nur angedeutet werden, daß Freuds Einstellung zu seinem eigenen Ehrgeiz von Ambivalenz geprägt ist, und es für ihn nicht immer einfach war, diesen Charakterzug anderen oder auch sich selbst gegenüber einzugestehen.

Doch welche Entwicklungen und Umstände haben zu Freuds Ehrgeiz geführt?

Als erster wichtiger Faktor muß hier Freuds jüdische Herkunft erwähnt werden. Die Emanzipationsgesetzgebung in der Habsburger Monarchie hatte die gesellschaftliche Gleichstellung der Juden ermöglicht, allerdings um den Preis der Aufgabe ihrer Religion und Tradition. [10] Den gleichzeitig wieder erstarkende Antisemitismus bekam Freud wohl schon als Kind zu spüren. Und spätestens seit den ersten Semestern an der Wiener Universität ist er auch direkt mit judenfeindlichen Tendenzen konfrontiert worden. Einige Zeit lang hat er versucht, die scheinbaren oder auch wirklichen Nachteile des eigenen Judentums durch deutsch-nationale Aktivitäten innerhalb des Lesevereins der deutschen Studenten in Wien zu kompensieren, doch spürte er bald, daß auf der einen Seite der dauerhafte Erfolg solcher Kompensationsmechanismen recht zweifelhaft ist, und auf der anderen aber die Tatsache der Zugehörigkeit zum Judentum mobilisierend wirkt. Im Jahre 1907 schreibt Freud rückblickend an Karl Abraham:

... daß Sie es als Jude schwerer haben, wird wie bei uns allen die Wirkung haben, all Ihre Leistungsfähigkeit zum Vorschein zu bringen. [11] Auch wenn Freud zur Zeit seines Studiums diesen Zusammenhang noch nicht in aller Klarheit gesehen haben wird, so ist doch seine jüdische Herkunft zu einem der entscheidenden Faktoren für die Entwicklung seines außergewöhnlichen Ehrgeizes geworden. Dieser Ehrgeiz hat leistungsmobilisierend gewirkt und entscheidend dazu beigetragen, daß Freud fast zwei Jahrzehnte lang mit immer neuer Energie nach einem wissenschaftlichen Gegenstand suchen konnte, dessen Bearbeitung ihm schließlich das befriedigende Gefühl geben konnte, einmal zu den ganz großen Geistern der Wissenschaft gezählt zu werden. [12]

Den zweiten wichtigen Faktor sehe ich in der finanziellen Lage des jungen Freud. Bis heute ist nicht klar, wovon Freuds Vater Jakob eigentlich lebte, nachdem er Freiberg verlassen hatte und womit er seine Familie ernährte. Die ohnehin nicht besonders rosige finanzielle Situation während der Freiberger Zeit hat sich aber wohl in Leipzig und Wien kaum wesentlich verbessert. Jedenfalls hat Freud lange unter der angespannten wirtschaftlichen Lage seiner Familie gelitten.

Joseph Paneth schreibt im Jahre 1883 im Manuskript seiner Vita Nuova über Freud:

Aus armem Hause stammend, aber mit großer Energie und entschiedenem Talent begabt, hat er sich mühsam und elend genug, durch eine lange Studienzeit voll Hunger und Entbehrungen durchzuringen gehabt. [13] Freuds Äußerungen aus späteren Jahren verraten das noch sehr deutlich. So schreibt er im September 1899 an Wilhelm Fließ: Von dem Erwerb [aus Patientenbehandlungen, C.T.] hängt meine Stimmung auch sehr ab. Geld ist Lachgas für mich. Aus meiner Jugend weiß ich, daß die wilden Pferde in den Pampas, die einmal mit dem Lasso gefangen worden sind, ihr Leben über etwas Ängstliches behalten. So habe ich die hilflose Armut kennengelernt und fürchte mich beständig vor ihr. [14] Die Armut während seiner Kindheit und die finanziellen Probleme nach Abschluß seines Studiums führten dazu, daß Freud die ersten Jahre seines beruflichen Lebens dem »Jagen nach Geld« [15] fast völlig unterordnete. In einem Brief an Fließ formulierte er seine Überzeugung, daß Geld ein Werkzeug ist, dem Sklaven die Fesseln zu lösen, daß man Freiheit für Geld bekommt, wie man sonst Freiheit für Geld hingibt. [16] In den 80er Jahren waren es im wesentlichen zwei Motive, die Freuds Geldjagd unterhielten: Das ganz allgemeine Bestreben, finanziell besser zu leben, als während seiner Kindheit und der konkrete Wunsch, Martha so bald wie möglich heiraten und eine Familie gründen zu können. [17]

Ich komme nun zu einem dritten wichtigen Faktor für Freuds Entwicklung, den ich Frühe Identifikationen nennen und etwas mehr Aufmerksamkeit widmen möchte.

In Freuds Schriften und Briefen finden sich zahlreiche Äußerungen, in denen von seiner Identifikation mit dieser oder jener Person der Weltgeschichte, Weltliteratur oder der Mythologie die Rede ist. Es fallen u.a. die Namen von Herkules [18], Hannibal [19], Brutus [20], Cromwell [21], Paulus [22], Napoleon [23], Gulliver [24]; indirekte Hinweise gibt es z.B. für Freuds Identifikation mit Moses [25] und Goethe. [26] Für das Verständnis der Entwicklung von Freuds Ehrgeiz sind jedoch besonders die frühen Identifikationen während der Kindheit, der Gymnasialjahre und während der Studienzeit wichtig. Am häufigsten ist da wohl Freuds Identifizierung mit Hannibal behandelt worden. [27] Ich will hier deshalb nur kurz auf Hannibal eingehen, um mich dann weniger gut untersuchten Identifikationen zuzuwenden.

Freud schreibt im Zusammenhang mit der Analyse seiner Romsehnsucht [28] in der Traumdeutung:

Hannibal ... war ... der Lieblingsheld meiner Gymnasialjahre gewesen; wie so viele in jenem Alter, hatte ich mein Sympathien während der punischen Kriege nicht den Römern, sondern den Karthagern zugewendet. [29] Die beiden wichtigsten Anlässe für diese Entscheidung waren mit der Erscheinung des Antisemitismus verknüpft: Zuerst die Erzählung des Vaters von seiner Erniedrigung durch einen Christen, der ihm die Mütze vom Kopf schlug, und später dann die persönliche Erfahrung von »antisemitischen Regungen« unter Freuds Klassenkameraden. [30] Wichtigstes Motiv für die Identifikation Freuds mit Hannibal war Rache: Hannibals Vater Hamilkar Barkas hatte seinen Sohn vor dem Hausaltar den Römern Rache für die den Karthagenern zugefügten Niederlagen schwören lassen [31], und auch Freud wollte sich für die Erniedrigung seines Vaters rächen.

Weniger Beachtung unter den Biographen hat Freuds Begeisterung für Oliver Cromwell gefunden. Bekannt ist, daß Freud seinen zweiten Sohn nach dem großen englischen Staatsmann genannt hat, doch welche Beweggründe hinter dieser Entscheidung gestanden haben, ist wenig untersucht.

Oliver Cromwell hatte auf Freud seit dessen Knabenjahren eine starke Anziehungskraft ausgeübt [32], und eine Reise nach England im Jahre 1875 hatte diese Anziehung noch verstärkt. In diesem Zusammenhang schreibt Freud an seine Verlobte:

... die unvertilgbaren Eindrücke, die in der für mein ganzes Leben maßgebenden Reise vor 7 Jahren [33] auf mich gewirkt haben, sind zu voller Lebhaftigkeit erwacht. Ich greife wieder zur Geschichte des Insellandes, zu den Werken der Männer, die meine eigentlichen Lehrer waren, alle Engländer u. Schotten [34], zu den Erinnerungen der für mich interessantesten Zeit der Völkergeschichte, die Herrschaft der Puritaner u. Oliver Cromwells ... [35] In Cromwells Biographie war für Freud wohl besonders anziehend die Tatsache des Erfolgs: Im Gegensatz zu Hannibal, dessen Rachefeldzug scheiterte, besiegte Cromwell seine Gegner, erhält unbeschränkte Vollmachten und legt die Grundlagen für das englische Weltreich. Für den Knaben Sigmund bzw. den jungen Mann Freud, der sich erniedrigt fühlt durch den Antisemitismus der herrschende katholischen Ideologie war das eine ideale Karriere und zur Identifikation wie geschaffen.

Die frühen Identifikationen mit Hannibal und Cromwell, aber auch die späteren mit Herkules, Gulliver und Gargantua [36] offenbaren neben Freuds Rachegelüsten auch seine Größensehnsucht. [37] Allerdings ist für den Studenten Freud noch nicht völlig klar, in welcher Form sich diese Tendenzen befriedigen lassen. Die äußeren Formen seines Strebens werden allmählich abgesteckt erst durch die Identifikation mit einer weiteren klassischen Gestalt: Ödipus.

Wohl kein Schlagwort der Psychoanalyse ist so bekannt geworden wie der Begriff des Ödipuskomplexes. Freud hatte mit ihm die Beobachtung umschreiben wollen, daß ein Kind dem gleichgeschlechtlichen Elternteil gegenüber Haß, dem gegengeschlechtlichen gegenüber jedoch Inzestwünsche empfindet. Er nannte diesen Gefühlskomplex nach Ödipus, da in der Tragödie König Ödipus von Sophokles diese Eltern-Kind-Konstellation zum ersten Mal literarisch gestaltet wird: Ödipus erschlägt seinen Vater und heiratet sein Mutter.

Es hat bisher niemand daran gezweifelt, daß es eben das Verhältnis zu den Eltern war, daß Freud an der Gestalt des Ödipus interessiert hat. Allerdings gibt es Indizien dafür, daß für Freud noch andere Aspekte des Ödipusmythos wichtig waren, nicht nur Vaterhaß und Inzest mit der Mutter. Folgende Episode ist in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung:

Im Jahre 1906 schenkte ihm die kleine Gruppe seiner Anhänger in Wien zu seinem fünfzigsten Geburtstag eine Medaille ..., die auf der Vorderseite Freuds Profil ... und auf der Rückseite eine griechische Zeichnung des Ödipus vor der Sphinx zeigt. Diese Zeichnung ist umrahmt von einem Vers aus König Ödipus von Sophokles:
 
 

»Der das berühmte Rätsel löste und ein gar mächtiger Mann war«

...

Bei der Überreichung der Medaille ereignete sich ein merkwürdiger Zwischenfall. Als Freud die Inschrift las, wurde er blaß, unruhig und fragte mit erstickter Stimme, wer diese Idee gehabt habe ... Nachdem ihm Federn gesagt hatte, er sei es gewesen, enthüllte er ihnen den Grund seines Verhaltens: Als junger Student sei er einmal um die großen Arkaden der Wiener Universität herumgegangen und habe die Büsten früherer berühmter Professoren betrachtet. Damals habe er sich in der Phantasie ausgemalt, daß dort seine künftige Büste stände, was an sich für einen ehrgeizigen Studenten noch nichts Besonderes gewesen wäre – aber auch, daß darunter eben gerade diese Worte graviert seien, die er nun auf der Medaille vor sich sehe. [38]

Das für Freud von seiner Studienzeit bis 1897 – also bis zur Entdeckung des Ödipuskomplexes – Entscheidende der mythologischen Handlung kann auf die Formel gebracht werden: Wissen ist Macht. [39] Die Tatsache , daß Freud sich schon als Student mit Ödipus als Rätsellöser [40] und mächtigem Mann identifizierte, läßt darauf schließen, daß eben diese Verknüpfung für Freud mindestens so interessant war wie die Eltern-Kind-Konstellation. Zumindest für den Zeitraum bis 1897 war der Ödipusmythos für Freud also weniger Symbol für Vatermord und Inzest [41] als vielmehr für Machtentfaltung durch Erkenntnisstreben: Die Lösung der Rätsel der Wissenschaft als Machtquelle. –

So verbinden sich die frühen Identifikationen Freuds zu einer natürlichen Synthese, die alle seine Wunschvorstellungen umfassen: Freud-Hannibal rächt sich an denen, die ihn und seinen Vater erniedrigt haben, Freud-Cromwell schickt sich an, ein Weltreich aufzubauen und Freud-Ödipus findet den Weg, der zu diesem Ziel führt: Die Lösung wissenschaftlicher Rätsel. –

Bisher haben wir nach der Genese von Freuds Ehrgeiz gefragt, nach den Triebkräften für sein seit der Studienzeit manifestes Streben nach Erfolg. Die wichtigsten Faktoren dafür fanden wir erstens in seiner jüdischen Herkunft, die leistungsmotivierend wirkte, zweitens in der schwierigen finanziellen Lage der Familie Freud während Sigmunds Kindheit und Jugend und seinem Wunsch, diese Misere zu überwinden, um eine Familie gründen zu können, und schließlich drittens in der Identifikation mit Personen, die es zu Macht und Ruhm gebracht haben; das Freud am nächsten

stehende Beispiel war wohl der Rätsellöser Ödipus. –

Doch nun zu Freuds eigentlicher beruflicher Karriere. Das erste ernsthafte wissenschaftliche Problem, das Freud beschäftigte, war die Frage nach dem Dasein Gottes. Im ersten Sommersemester seines Studiums hatte Freud eine Vorlesung mit dem Titel »Allgemeine Zoologie in Verbindung mit einer kritischen Darstellung des Darwinismus für Hörer aller Fakultäten« [42] belegt. Vortragender war Carl Claus [43], einer der führenden Vertreter der Evolutionstheorie auf dem Kontinent. Freud schreibt sich in den folgenden 2 Jahren noch für weitere 6 Vorlesungen von Claus ein. [44] Leitendes Motiv war die Faszination, die Darwins Lehre auf Freud ausübte. In seiner Selbstdarstellung schreibt er später über seine wissenschaftlichen Interessen in den frühen 70er Jahren:

... die damals aktuelle Lehre Darwins zog mich mächtig an, weil sie eine außerordentliche Förderung des Weltverständnisses versprach ... [55] Gleichzeitig glaubte Freud jedoch, daß das Studium der Philosophie eine nützliche Ergänzung zu seiner naturwissenschaftlichen Ausbildung darstellen könne, und so berichtete er folgerichtig am 8. November 1874 seinem Freund Eduard Silberstein, daß er Feuerbach lese und 2 philosophische Kollegien [46] höre und fährt fort: Eines davon handelt – höre und staune! – über das Dasein Gottes, und Professor Brentano [47], der es liest, ist ein prächtiger Mensch, Gelehrter und Philosoph, obwohl er es für nötig hält, dieses luftige Dasein Gottes mit seinen Gründen zu stützen. Ich schreibe Dir nächstens, sobald ein Argument von ihm eigentlich zur Sache spricht... [48] Einen Monat später erscheint in einer von Freud, Siegfried Lipiner und Joseph Paneth herausgegebenen Zeitschrift ein Aufsatz »Über Spinozas Beweis für das Dasein Gottes«. [49] Es ist nicht ganz klar, wer der Autor dieses Artikels ist, möglicherweise stammt er aber von Freud selbst. Gleichzeitig intenisiviert Freud seinen Kontakt zu dem späteren Philosophieprofessor Richard Wahle [50] und im März 1875 faßt er dann den Entschluß das Doktorat der Philosophie auf Grund von Philosophie und Zoologie zu erwerben; weitere Verhandlungen sind im Zuge, um entweder vom nächsten Semester oder vom nächsten Jahr an meinen Eintritt in die philosophische Fakultät zu bewerkstelligen. [51] Hinter dieser Formulierung Freuds steht die Hoffnung, zu einer Synthese zwischen Evolutionstheorie und philosophischer Erkenntnis zu kommen. Ein weiterer Grund für diese, später von Freud allerdings revidierte Entscheidung war wohl sein Gefühl, von Franz Brentano möglicherweise als Schüler akzeptiert und auch gefördert zu werden. In diesem Zusammenhang schrieb er an Silberstein: Er (Brentano, C.T.) ist eben ein Mann, der hierher gekommen ist, Schule zu machen, Anhänger zu gewinnen, und deshalb seine Zeit und Freundlichkeit an jeden wendet, der etwas von ihm bedarf. Seinem Einfluß bin ich indessen nicht entgangen ... [52] Brentano faszinierte und provozierte Freud und seinen Freund Joseph Paneth dermaßen, daß sie ihm Ende Februar/Anfang März 1875 in zwei Briefen ihre Einwände gegen seine Philosophie vortrugen. [53] Brentano lud die beiden daraufhin zu sich nach Hause und zu gemeinsamen Spaziergängen ein. [54] Bei diesen Gelegenheiten wurde hauptsächlich über das Dasein Gottes diskutiert. Freud konnte sich Brentanos Argumentationsgang nicht entziehen und bewunderte ihn wegen seiner Fähigkeit, ohne Phrasen und mit großer Exaktheit theistische Argumente zu verteidigen. Unter Brentanos Einfluß wurde Freud »notgedrungen« zum Theisten [55], hielt diese Entwicklung allerdings nur für eine Folge seiner Hilflosigkeit gegenüber Brentanos Argumenten. Freud hatte jedoch keinesfalls die Absicht, sich »so schnell oder so vollständig gefangenzugeben« und am 15. März 1875, einen Tag nach seinem dritten Besuch bei Brentano beschloß er, dessen Philosophie gründlich kennenzulernen. [56]

Schon 2 Wochen später teilt er Silberstein ein erstes Ergebnis seiner Auseinandersetzung mit Brentanos Philosophie mit, nämlich daß Brentanos Gott lediglich ein »logisches Prinzip« sei und von ihm als solches akzeptiert werde könne. [57] Und am 11. April 1875 beschließt Freud eine neuerliche Erörterung des Problems der Existenz Gottes und der Position Brentanos in einem Brief an Silberstein mit der Bemerkung:

Brechen wir hier in unsern philosophischen Erörterungen ab. Ich kann Dir nicht versprechen, daß ich nächste Woche diese meine Ansichten noch anerkennen werde ... [58] Hier deuten sich Freuds erste Zweifel an der Möglichkeit der Erarbeitung einer sicheren philosophischen Position an, die später dann zu Zweifeln an dem Wert der akademischen Philosophie überhaupt werden. [59] Es ist nun nicht mehr die Rede vom Doktorat für Philosophie und Eintritt in die philosophische Fakultät. Zwar belegt Freud auch in den nächsten drei Semestern noch philosophische Vorlesungen [60], doch scheint sich das Schwergewicht seines Interesses auf die Zoologie zu verlagern. Die Gründe dafür lassen sich bei Freud nicht ausmachen. Doch Joseph Paneth gibt in seiner Vita Nuova einen Hinweis: ... schließlich hörte er [Brentano, C.T.] auf, uns ernstlich zu beschäftigen. Mehr und mehr durchschaute ich seine Manier, fortwährend mit Worten statt mit Begriffen zu hantieren, Unwichtiges peinlich zu beweisen und Wichtiges zu erschleichen, und mit Paralogismen (d.h. eigentlich Kalauern) zu arbeiten. [61] Es ist wahrscheinlich, daß Freud mit der Zeit einen ähnlichen Eindruck von Brentano gewonnen hat oder zumindest von Paneths zunehmender Abneigung angesteckt worden ist. Vermutlich waren auch Freuds Erwartungen hinsichtlich seiner Akzeptierung als Schüler Brentanos enttäuscht worden. Auf jeden Fall lassen Freuds auf die Philosophie gerichteten Aktivitäten entscheidend nach und am 22. Februar 1876 bewirbt er sich beim Unterrichtsministerium um ein Stipendium, das ihm zoologische Studien in Triest ermöglichen soll. [62] Mit dieser Bewerbung ist die Philosophische Phase in Freuds Entwicklung nach reichlich 15 Monaten auch formal abgeschlossen.

Freud beginnt nun im Institut für vergleichende Anatomie zu arbeiten und dessen Direktor Carl Claus erreichte, daß Freud das beantragte Stipendium von insgesamt 180 Gulden tatsächlich bekommt. Er nutzt es für zwei Forschungsaufenthalte an der im Herbst 1874 in Triest auf Initiative von Claus eröffneten k.k. Zoologischen Station. [63] Dort untersucht er von Ende März bis Ende April und vom 2. September bis zum 1. Oktober 1876 die Geschlechtsorgane des Aals. Er schreibt dazu sehr anschaulich und humorvoll an seinen Freund Eduard Silberstein:

Du kennst den Aal. Lange Zeit hindurch war von dieser Bestie nur das Weibchen bekannt, schon Aristoteles wußte nicht, woher die Männchen nehmen, und ließ sie deshalb aus dem Schlamm entstehen. Durchs ganze Mittelalter und die Neuzeit hindurch wurde eine förmlich Hetzjagd auf die Aalmännchen angestellt. In der Zoologie, wo es keine Geburtsscheine gibt ..., weiß man nicht was Männchen oder Weibchen ist, wenn die Tiere nicht äußere Geschlechtsunterschiede haben. Daß gewisse Merkmale Geschlechtsunterschiede sind, muß auch erst nachgewiesen werden, und das kann nur der Anatom (da Aale keine Tagebücher schreiben, aus deren Orthographie man Schlüsse auf das Geschlecht ziehen kann) ... [64] Die Anregung zu dieser Themenstellung kam sicher von Carl Claus, der sich selber mit Zwitterbildung beschäftigt hatte. [65] Außerdem hatte im Jahre 1874 Szymon Syrski [66] eine Abhandlung Über die Reproduktionsorgane der Aale veröffentlicht [67], in der er über ein bei kleinen und mittelgroßen Aalen gefundenes paariges Organ berichtet, das er für die lange gesuchten Hoden der Aale hielt. Allerdings hatte Syrski dieses paarige Organ nicht genau beschrieben [68] und Freuds Aufgabe bestand hauptsächlich in eben dieser Beschreibung des von Syrski gefundenen Organs.

Freud untersuchte ca. 400 Aale und faßte das Ergebnis in seiner ersten wissenschaftliche Veröffentlichung unter dem Titel Beobachtungen über Gestaltung und feineren Bau der als Hoden beschriebenen Lappenorgane des Aals zusammen:

Meine Untersuchungen führen mich nun dazu die Angaben Syrskis fast durchgehends zu bestätigen. Die histologische Untersuchung des Lappenorgans macht es mir aber nicht möglich, der Meinung, daß dieses der Hoden des Aals sei, entschieden beizupflichten oder sie mit sichern Gründen zu widerlegen. [69] Trotzdem war Freud wohl mit seiner ersten wissenschaftlichen Arbeit zufrieden. Er hat die ihm gestellte Aufgabe nicht nur formal erledigt, sondern hart gearbeitet. Während seiner Aufenthalte in Triest war er von 8-12 Uhr morgens und von 13-18 Uhr abends im Labor. Und er beschränkte sich

nicht nur auf die Untersuchungen der Aale, sondern ließ sich außerdem noch täglich Haie und Rochen vom Fischmarkt kommen. [70] Da Freud während der Laichzeit der Aale (von Oktober bis Januar) nicht in Triest sein konnte, ließ Claus während dieser Monate Aale aus Triest anliefern, damit Freud seine Studien weiterführen konnte. Diese Hilfe und auch die anderweitige Unterstützung von Freuds Aal-Studien trugen Claus Freuds wärmsten Dank ein. [71]

Um so größer war Freuds Enttäuschung, als Carl Claus seine Arbeit der k.k Akademie der Wissenschaften zur Veröffentlichung vorschlug, ohne sie überhaupt gelesen zu haben. [72] Möglicherweise hatte Claus gehofft, daß Freud als sein Student das Problem der Aal-Fortpflanzung löst; nachdem Freud ihm aber wissenschaftlich sehr korrekt und vorsichtig nur ein Teilergebnis präsentierte, hat Claus wohl seine Enttäuschung nicht ganz verbergen können. Freud hat das sehr gekränkt und noch 60 Jahre später schreibt er über die Einstellung seines damaligen Mentors zu der Arbeit über die Aale:

... der Zoologe Claus war gewissenlos genug, dies mein erstes Werk nicht zu überprüfen. [73] Es war dies nach dem mißglückten Versuch, sich mit Brentanos Philosophie auseinanderzusetzen und so mit dem Meister selbst in ein ernsthaftes wissenschaftliches Gespräch zu kommen, die zweite Enttäuschung, die Freud erlebte: Nach 10 Monaten harter empirischer Arbeit wird der schriftliche Bericht dieser Untersuchung von dem Auftraggeber Claus nicht einmal zur Kenntnis genommen. Damit war auch Freuds zoologisches Interesse nur Episode geblieben.

In den folgenden Jahren konzentrierte sich Freud auf Arbeiten zum Bau des Nervensystems. Er war schon seit Oktober 1876 Famulus im Physiologischen Institut bei Ernst von Brücke. Brücke war nach Freuds eigenen Worten die größte Autorität, die je auf ihn gewirkt hat [74] Dank seiner Fürsprache erhielt Freud mindestens 3 Stipendien: Von der Bernhard Freiherr von Eskeles-Stiftung, von der Fanni Jeitteles-Stiftung und ein Demonstrator-Stipendien vom Professoren-Kollegium. [75] Zwischen 1877 und 1883 publizierte Freud lediglich 4 Arbeiten, alle zum Bau des Nervensystems. [76] Nebenbei beschäftigte er sich mit der Speichelsekretion bei Hunden [77] und mit chemischen Gasanalysen. [78] Seit dem 1. Mai 1881 ist Freud dann Demonstrator in Brückes Physiologischem Institut. Er bleibt dort ein reichliches Jahr und entschließt sich dann, von der Theorie zur Praxis überzuwechseln, d.h. das Brückesche Laboratorium mit dem Wiener Allgemeinen Krankenhaus zu vertauschen. Diese Entscheidung traf Freud auf Rat Brückes kurz nachdem er seine spätere Frau kennengelernt hatte. Für jemanden, der mittellos war und eine Familie gründen wollte, war eine theoretische Laufbahn nicht geeignet. Aussichten, seine materielle Lage entscheidend zu verbessern, hatte Freud nur, wenn er eine eigene Praxis aufmachen konnte. Eben um sich nun auf den Arztberuf vorzubereiten, trat er am 31. Juli 1882 als Secundarius aspirans in das Wiener Allgemeine Krankenhaus ein. Damit schien klar, daß für Freud eine theoretische Laufbahn nicht mehr in Frage kam.

Während der folgenden drei Jahre arbeitet Freud außer an der chirurgischen Abteilung von Leopold Dittels, an der I. medizinischen Klinik von Hermann Nothnagel, an der Psychiatrischen Klinik von Theodor Meynert, an der Abteilung für Syphilis von Hermann Zeissl, an der IV. medizinischen Abteilung von Franz Scholz, an der Abteilung für Augenkrankheiten von Ernst Fuchs und der Abteilung für Hautkrankheiten von Moriz Kaposi. Trotz des Rates von Brücke und eines Gespräches mit Hermann Nothnagel, der ihm sogar vom Publizieren abriet [79], wollte Freud die Wissenschaft jedoch keineswegs aufgeben, sondern, wie er an Martha schrieb, ausbeuten. Vielleicht eben deshalb begann er gleichzeitig mit der Aufnahme seiner Arbeit an Nothnagels Klinik, auch im hirnanatomischen Laboratorium Theodor Meynerts zu arbeiten. Und ein knappes Jahr später, im August 1883 entstand vor Freud eine neue Hoffnung, doch noch dank der Wissenschaft zu genügend Geld zu gelangen, um bald heiraten zu können. An seine Verlobte schrieb er:

Mut, mein Schatz, Du wirst viel jünger mein Weibchen sein und sollst Dich nicht schämen dürfen, daß Du so lange gewartet hast. Eine ganz kleine frohe Nachricht laß ich Dich heute wissen; ich müßte mich sehr, sehr irren, wenn es nicht mit einer 'neuesten Methode' geht ... [80] Diese »neueste Methode«, an der Freud nun fieberhaft arbeitete, bestand in einem Verfahren, Gehirnschnitte durch Erhärtung und Färbung mit Goldchloridlösung zur mikroskopischen Untersuchung geeignet zu machen. Nach reichlich 2 Monaten harter Arbeit demonstrierte Freud die Leistungen dieser Methode seinem Freund und Kollegen Ernst von Fleischl, der ganz außer sich vor Entzücken gewesen sei und ihm riet, die nächsten Jahre der Ausbeutung der Goldfärbemethode zu widmen. Zufällig kam auch Ernst von Brücke vorbei und würdigte die Präparate mit den Worten: »Ja so, Sie werden ja noch durch Ihre Methoden allein berühmt werden.« [81] Auch Josef Breuer brach laut Freud in Ausrufe der Bewunderung aus und sagte: »Jetzt haben Sie die Waffe, ich wünsche Ihnen einen glücklichen Krieg« [82]

Anfang Februar 1884 beendet Freud einen Artikel, in dem er seine Methode der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorstellt. [83] Ernst von Fleischl organisierte deren Veröffentlichung auch in der englischen Zeitschrift Brain [84] und der Russe Liweri Darkschewitsch versprach ihm, eine russische Version anzufertigen und für ihre Veröffentlichung zu sorgen. Der deutsche Artikel erregte besonders in Leipzig bei Paul Flechsig Aufsehen, der schon 1876 eine ähnliche Methode angegeben hatte [85], sie aber laut Freud nicht zu verwerten verstand. [86]

Auf dem Hintergrund von Freuds Enthusiasmus und der eben erwähnten Anerkennung von berufener Seite, gibt es bisher keine überzeugende Erklärung dafür, wieso Freuds Interesse an der Ausbeutung seiner Goldfärbemethode im Frühjahr 1884 abrupt abbricht. Möglicherweise spielte

ein Spaziergang mit Hermann Nothnagel eine entscheidende Rolle, auf dem der Hofrat dem Sekundararzt rundweg erklärte, daß ihm alle seine bisherigen Arbeiten überhaupt nichts nützen würden. [87] Obwohl Freud Martha einige Tage später bekannte, daß er das längst selbst wisse, ging er gleich nach dem Gespräch mit Nothnagel zu Josef Breuer, um »[s]ich von [s]einer Enttäuschung zu erholen.« [88] Nothnagel hatte Freud außerdem folgenden Ratschlag mit auf den Weg gegeben:

... die praktischen Ärzte, auf die es ankommt, sind nüchterne Leute, die sich denken »Was hilft es mir, wenn der Freud Hirnanatomie weiß, damit kann er doch keine Radialislähmung behandeln«. Sie müssen ihnen zeigen, daß Sie das auch können, müssen Vorträge in der Gesellschaft der Ärzte halten, klinisch publizieren.« [89] Freud gibt das Gespräch mit Nothnagel wörtlich über mehrere Seiten in einem Brief an Martha wieder. Sicher hätte er nicht soviel Platz darauf verwendet, wenn Nothnagel nicht etwas formuliert hätte, was Freud schon einige Zeit lang intuitiv gefühlt hätte. Schon fünf Wochen vor dem Gespräch mit Nothnagel nämlich hatte Freud an Martha geschrieben: Mit einem Projekt und einer Hoffnung trage ich mich jetzt auch, die ich Dir mitteilen will; vielleicht wird's ja auch nichts weiter. Es ist ein therapeutischer Versuch. [90] Die Hoffnung, von der Freud hier spricht, war für ihn an das aus den Blättern der Kokapflanze gewonnene Alkaloid Kokain gebunden. [91] Freud war auf diesen Stoff durch eine Veröffentlichung von Theodor Aschenbrandt [92] aufmerksam geworden, der bei Herbstmanövern 1883 an bayrischen Soldaten dessen Wirkung ausprobierte und festgestellt hatte, daß es bei Erschöpfung ausgesprochen stimulierend wirkte.

Freud ließ sich von der Firma Merck in Darmstadt Kokainproben schicken und begann sogleich mit Selbstversuchen. Die Ergebnisse schilderte er in einer Veröffentlichung im Zentralblatt für die gesamte Therapie und kommt zu folgenden Schlußfolgerungen:

Die psychische Wirkung des Cocainum mur. in Dosen von 0.05-0.10 gr. Besteht in einer Aufheiterung und anhaltenden Euphorie, die sich von der normalen Euphorie des gesunden Menschen in gar nichts unterscheidet. Es fehlt gänzlich das Alterationsgefühl, das die Aufheiterung durch Alkohol begleitet, es fehlt auch der für die Alkoholwirkung charakteristische Drang zur sofortigen Bethätigung. Man fühlt eine Zunahme der Selbstbeherrschung, fühlt sich lebenskräftiger und arbeitsfähiger; aber wenn man arbeitet, vermisst man auch die durch Alkohol, Thee oder Kaffee hervorgerufene edle Excitation und Steigerung der geistigen Kräfte. Man ist eben einfach normal und hat bald Mühe, sich zu glauben, dass man unter irgend welcher Einwirkung steht. [93] Freud schickte dann auch Martha regelmäßig kleine Dosen von Kokain nach Hamburg und weitete in Wien seine Versuche auf die Therapie aus. So wollte er durch subkutane Kokaingaben seinen morphiumsüchtigen Freund Ernst von Fleischl von dessen Abhängigkeit befreien. Er setzte große Hoffnungen in diese Methode, wurde aber bitter enttäuscht: Fleischls Morphin-Abhängigkeit entwickelte sich zu einer Morphin-Kokain-Abhängigkeit. Etwa gleichzeitig begann Freud mit seinem Freund Leopold Königstein Kokain als schmerzbetäubendes Mittel einzusetzen und untersuchte besonders die Empfindlichkeit der Hornhaut nach Bepinselung mit Kokain. Gustav Gärtner berichtet über das Ergebnis solcher Versuche folgendes: Wir ... nahmen eine Stecknadel und versuchten mit ihrem Kopf die Hornhaut zu berühren ... Wir konnten eine Delle in die Hornhaut drücken ohne das geringste Bewußtsein einer Berührung, geschweige denn einer unangenehmen Empfindung oder Reaktion. Damit war die Entdeckung der Lokalanästhesie abgeschlossen. [94]

Und tatsächlich: Der Einsatz von Kokain wurde bald zur Methode der Wahl bei Augenoperationen. Allerdings hatte die Sache für Freud einen Haken. Ein Freund Freuds, der Augenarzt Karl Koller hatte auch an den Versuchen teilgenommen, und da er schon lange davon träumte, schmerzfrei am Auge operieren zu können, ließ er seine Entdeckung auf der XVI. Versammlung der Ophtalmologen am 15. September in Heidelberg durch den Triester Arzt Josef Brettauer verlesen [95] und am 17. Oktober stellte er sie selbst der Gesellschaft der Ärzte in Wien vor. [96] Eine Woche später berichtet dann auch Edmund Jelinek vor dem gleichen Gremium über seine Kokain-Versuche. [97] Zu diesem Zeitpunkt, also Ende 1884, mochte Freud schon ahnen, daß in bezug auf das Kokain nicht er die Wissenschaft ausgebeutet, sondern sie ihn doppelt betrogen hatte: Einmal um die Entdeckung des Kokains als Lokalanästhetikum und zum anderen um dessen Einsatz zur Bekämpfung des Morphinismus. In einem privaten Gespräch mit dem italienischen Schriftsteller Giovanni Papini äußerte F. noch 50 Jahre später seinen aggressiven Ärger über die verpaßte Gelegenheit; er hätte zugelassen, daß andere ihm die mit der Entdeckung des Kokains als Anästhetikum verbundene Ehre und den erwarteten Gewinn gestohlen haben.» [98]

Es fügte sich in dieser Situation für Freuds wissenschaftliche Suche gut, daß der Akademische Senat der Universität Wien am 8. Dezember 1884 ein Universitäts-Jubiläums-Reisestipendium mit dem Betrage von 600 Gulden ausschrieb. [99] Freud bewarb sich um das Stipendium mit der Begründung, für 3–4 Monate bei Prof. Charcot in Paris an dem reichen Materiale der Salpêtrière-Klinik der Nervenkrankheiten zu studieren, wozu mir an den Abteilungen des Allgemeinen Krankenhauses eine ähnlich günstige Gelegenheit nicht gegeben ist. [100] Freud bekam das Stipendium tatsächlich, und zwischen Oktober 1885 und Februar 1886 verbrachte er dann 5 Monate in Paris. Schon in den ersten Wochen begann er an einer Einführung in die Neuropathologie zu schreiben, die allerdings nie veröffentlicht wird. [101] Doch für das wichtigste Ergebnis seines Aufenthalts in Paris hielt Freud seine Erfahrungen mit den Phänomen Hysterie und Hyponotismus. Zwar hatte Freud schon Anfang 1880 in Wien eine Vorstellung des dänischen Hypnotiseurs Hansen besucht, durch die seine »Überzeugung von der Echtheit der hypnotischen Phänomene fest begründet« worden war [102], doch waren seine ursprünglichen wissenschaftlichen Pläne in Paris auf »das Studium der sekundären Atrophien und Degenerationen nach infantilen Gehirnaffektionen« gerichtet. [103] Recht bald jedoch ändert sich sein Interesse und Anfang Dezember bittet er Charcot, dessen Neue Vorlesungen über die Krankheiten des Nervensystems, insbesondere über Hysterie übersetzen zu dürfen. [104] Später bezeichnete Freud diese Vorlesungen Charcots als den Ausgangspunkt der Psychoanalyse.» [105]

Ich könnte hier meine Bemerkungen abbrechen, denn Freuds weiterer wissenschaftlicher Weg ist recht gut untersucht. Ich möchte trotzdem noch auf einige wichtige Ereignisse eingehen, die für Freud entscheidend waren und ihm letztendlich das sichere Gefühl gaben, etwas entdeckt zu haben, das epochemachend war.

Von Paris nach kurzen Aufenthalten in Hamburg und Berlin nach Wien zurückgekehrt schreibt Freud einen Bericht über seinen Paris-Aufenhalt, in dem der weitaus größte Teil Fragen der Hysterie und des Hypnotismus gewidmet ist [106], am 11. und 27. Mai hält er Vorträge über Hypnotismus [107] und Anfang Juni spricht er vor der Gesellschaft der Ärzte über seine »Pariser Erlebnisse«. [108] Am Ostersonntag des Jahres 1886 eröffnet Freud dann eine Privatpraxis in der Wiener Rathausstraße und im September heiratete er in Hamburg Martha Bernays. In diesen Tagen in Hamburg kauft sich Freud ein Buch mit dem Titel Der Traum als Naturnotwendigkeit erklärt. [109] Es ist die erste Manifestation von Freuds wissenschaftlichem Interesse an Träumen. Anderthalb Jahre später geht er in seinem Artikel über »Hysterie« für Albert Villarets Handwörterbuch der gesamten Medizin erstmals in einer Publikation kurz auf den Traum ein. [110] Etwa zur gleichen Zeit übersetzt er Bernheims Die Suggestion und ihre Heilwirkung [111], in der sehr häufig von Träumen die Rede ist. In seinem Artikel über Psychische Behandlung von 1890 [112] erwähnt Freud das Phänomen des Träumens erneut. Doch die entscheidende Wende brachte der Herbst 1892. Ein Kollege hatte Freud eine Dame namens Ilona Weiß überwiesen. Freud stellte recht bald fest, daß ihre Symptome hysterischen Ursprungs waren und wollte nach einer Anfangsphase wie üblich die Hypnose einsetzen. Die Patientin erklärte jedoch triumphierend, daß sie nicht zu hypnotisieren sei, und Freud war gezwungen, auf die Hypnose zu verzichten. Als Ersatz führte er folgende Prozedur ein: Er drückte der Patientin seine Hand leicht auf Stirn und befahl ihr, alles zu sagen, was ihr einfiele. Freud nannte diese neue Technik »freie Assoziation« und ihr Ergebnis war dem der Hypnose mindestens gleichwertig, da sie ihn auf die zentrale Bedeutung der Träume für das Verständnis der menschlichen Psyche hinwies. Später schrieb Freud darüber lapidar in seiner Geschichte der psychoanalytischen Bewegung:

Über die Traumdeutung kann ich mich kurz fassen. Sie fiel mir zu als Erstlingsfrucht der technischen Neuerung, nachdem ich mich ... entschlossen hatte, die Hypnose mit der freien Assoziation zu vertauschen. [113] Doch 1892 war Freud sich noch nicht darüber im klaren, daß er mit der Einbeziehung der Deutung von Träumen in die Behandlung jenen entscheidenden Schritt vollzogen hatte, der ihn ans Ziel seiner jahrzehntenlangen Suche führen würde. Erst im Sommer 1895 analysiert Freud einen ersten eigenen Traum, den Traum von Irmas Injektion. Dieser Traum ging dann in sein psychoanalytisches Hauptwerk Die Traumdeutung ein, und an der Stelle vor dem Haus «Bellevue« am Cobenzl, in dem Freud diesen Traum gehabt hat, findet sich heute eine Gedenkstein mit folgendem Text:

Hier enthüllte sich am 24. Juli 1895 dem Dr. Sigm. Freud das Geheimnis des Traumes.

Ein knappes Jahr später war sich Freud seiner Traumtheorie schon so sicher, daß er sie in einem Vortrag vor der Jugend der jüdisch-akademischen Lesehalle vorstellte [114], und am 16. Mai 1897 ist er endgültig davon überzeugt, daß er mit seiner Theorie des Traums seine endgültige wissenschaftliche Bestimmung gefunden hat. An Fließ schreibt er euphorisch:

Ich ... komme mir vor wie das keltische Zaubermännchen [d.h. Rumpelstilzchen], daß ... niemand, niemand ... weiß, daß der Traum kein Unsinn ist, sondern eine Wunscherfüllung. [115] Im Dezember 1897 hält Freud zwei weitere Vorträge Über Traumdeutung, diesmal vor dem jüdischen Humanitätsverein B'nai B'rith [116] und Ende Mai 1899 entschließt er sich endgültig, Die Traumdeutung, an der er schon lange schreibt, zu veröffentlichen.

Mit dieser Entscheidung tritt ein grundsätzlicher Wandel in Freuds Leben ein. Er ist nicht mehr der nach ungelösten wissenschaftlichen Problemen Suchende, sondern er hat sein Rätsel gefunden und es gelöst. Von nun an wird er nie mehr sein Grundthema wechseln, sondern nur noch Steine zu dem Gebäude zusammentragen, das wir heute als psychoanalytisches Theoriensystem kennen.

Freuds Gymnasial- und Studententräume, sein Ehrgeiz und seine Größensehnsucht haben sich erfüllt und im Jahre 1911 formuliert er in einer Denkschrift des »Vereins zur Unterstützung mittelloser israelitischer Studierender in Wien« einen Satz, der als Motto über seinem Leben stehen könnte:

Einst galt Askese ... als Mittel zur Macht; heute das Wissen.




Anmerkungen
 

  1. Dieser Text stellt die Kurzfassung eines Buches dar, das unter dem gleichen Titel im Frühjahr 1994 in der edition diskord in Tübingen erscheinen wird.
  2. Freud (1960a, S. 108f.).
  3. Freud (1960a, S. 208).
  4. Freud (1960a, S. 208).
  5. Freud (1960a, S. 112)
  6. Freud (1960a, S. 189).
  7. Freud (1900a, S. 203); siehe auch Freud (1901b, S. 89f.).
  8. Freud (1900a, S. 204).
  9. Freud (1900a, S. 204).
  10. Hellige (1979, S. 479).
  11. Freud (1965a, S. 24); Hervorhebung C.T.
  12. Freuds geliebte Encyclopaedia Britannica hat viele Jahre nach seinem Tod in ihre Reihe Great Books of the Western World, die mit Homer beginnt, auch einen Band mit ausgewählten Werken Freuds aufgenommen.
  13. Paneth (1883/84, S. 27).
  14. Freud (1985c, S. 411).
  15. Freud (1960a, S. 137.
  16. Freud (1985c, S. 350).
  17. Über viele Jahre noch bedrückten Freud Geldsorgen. Nur in den veröffentlichten Briefen Freuds bis Ende 1899 ist 116 Mal von Geldproblemen die Rede!
  18. Freud (1900a, S. 452).
  19. Freud (1900a, S. 207ff.).
  20. Freud (1900a, S. 411).
  21. Freud (1900a, S. 432).
  22. Freud (1963a, S. 79).
  23. Freud (1900a, S. 209).
  24. Freud (1900a, S. 452).
  25. Vgl. u.a. Grollmann (1965, S. 158); Robert (1986, S. 349) u.a.
  26. Vgl. Papini (1973, S. 99); Tögel (1989, S. 39ff.).
  27. Vgl. u.a. Klein (1981, S. 70ff.); McGrath (1986); Gay (1989, S. 20f.); Anzieu (1990, S. 116ff.).
  28. Vgl. Tögel (1989, S. 54f.).
  29. Freud (1900a, S. 207).
  30. Freud (1900a, S. 207).
  31. Freud (1900a, S. 208); übrigens identifiziert Freud sich später auch mit Rabelais' rachenehmenden Helden Gargantua, ebenda S. 452.
  32. Freud (1900a, S. 432).
  33. Vgl. Tögel (1989, S. 126).
  34. Freud meint hier wohl vor allem Thomas Macauleys Critical and Historical Essays und dessen The History of England, sowie Adam Smith's An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, vgl. Freud (1989a, S. 188, 202f.); es ist nicht bekannt, welche Ausgaben dieser Werke Freud gelesen hat.
  35. Freud (1953a, S. 215).
  36. Freud (1900a, S. 224, 452).
  37. Freud (1900a, S. 204).
  38. Jones 1962, S. 27).
  39. Vgl. Nikolova (1988).
  40. Nur an wenigen Stellen in seinen Schriften deutet sich an, daß Freud für den Rätsellöser Ödipus die größte Bewunderung hegte, vgl. z.B. Freud (1900a, S. 266). Später haben auch Freuds Kollegen Ferenczi (1912), Rank/Sachs (1913) und Reik (1920) im Anschluß an eine Bemerkung Schopenhauers auf diesen Aspekt hingewiesen. Dieses Stelle lautet: »Der Mut, keine Frage auf dem Herzen zu behalten ist es, der den Philosophen macht. Dieser muß dem Ödipus des Sophokles gleichen, der Aufklärung über sein eigenes schreckliches Schicksal suchend, rastlos weiterforscht, selbst wenn er schon ahndet, daß sich aus den Antworten das Entsetzlichste für ihn ergeben wird.« (zitiert nach Rank/Sachs 1913, S. 25.)
  41. Erst im Zusammenhang mit seiner Selbstanalyse sah Freud im Ödipusmythos auch diese Probleme. Das bedeutet jedoch nicht, daß sich für Freud Ende der neunziger Jahre die Bedeutung des Ödipusmythos grundsätzlich geändert hätte. Es ist lediglich ein neuer Aspekt – der Ödipuskomplex – hinzugekommen. Die Episode an seinem 50. Geburtstag zeigt, daß für Freud die Ödipusgestalt auch weiterhin Vorbild in bezug auf seinen wissenschaftlichen Ehrgeiz war.
  42. Hemecker (1991, S. 136).
  43. Carl Claus (1835-1899) war Professor für vergleichende Anatomie und Zoologie in Wien.
  44. Vgl. Hemecker (1991, S. 136ff.).
  45. Freud (1925, S. 41).
  46. Ein erster Hinweis auf ein Interesse Freuds an Philosophie findet sich schon Mitte August 1873; vgl. Freud (1989a, S. 47).
  47. Franz Brentano (1838-1917) war ursprünglich katholischer Priester und wurde nach seinem Austritt aus der Kirche im Jahre 1864 Professor in Wien, vgl. u.a. Kraus (1919).
  48. Freud (1989a, S. 82f.); zum Verhältnis von Brantano und Freud vgl. auch Brauns/Schöpf (1989).
  49. Freud (1989a, S. 85).
  50. Freud (1989, S. 90).
  51. Freud (1989a, S. 109).
  52. Freud (1989a, S. 118.
  53. Freud (1989, S. 109); Paneth (1883/84, S. 18).
  54. Freud (1989a, S. 109); Paneth (1883/84, S. 18).
  55. Freud (1989a, S. 118).
  56. Freud (1989a, S. 118).
  57. Freud (1989a, S. 120).
  58. Freud (1989a, S. 126).
  59. Vgl. z.B Freud (1926d, S. 241).
  60. Vgl. Hemecker (1991, S. 135ff.).
  61. Paneth (1883/84, S. 18).
  62. Freud (1955a).
  63. Bernfeld & Bernfeld (1981, S. 116), Laible (1992, S. 255).
  64. Freud (1989a, S. 163f.).
  65. Bernfeld \ & Bernfeld (1981, S. 115).
  66. Syrski (1829-1882) war von 1866 bis 1875 Direktor des Museums für Naturgeschichte in Triest und seit 1876 Professor für Zoologie in Lemberg.
  67. Syrski 1874.
  68. Freud (1989a, S. 164) vermutet bissig, weil er nicht wisse, was ein Mikroskop sei.
  69. Freud (1877b, S. 420).
  70. Freud 1989a, S. 162f.
  71. Freud (1877b, S. 419).
  72. Bernfeld & Bernfeld (1981, S. 116), Freud (1980c, S. 67).
  73. Freud (1980c, S 67); es kann nicht als erwiesen gelten, daß Claus Freuds Arbeit wirklich nicht gelesen hat. Sicher scheint jedoch, daß etwas zwischen ihm und Freud vorgefallen sein muß , denn anläßlich der Überreichung seiner Abhandlung Über den Bau der Nervenfasern und Nervenzellen beim Flußkrebs an die Akademie äußert Freud den ausdrücklichen Wunsch, diese möge als histologische in die 3. Abteilung der Sitzungsberichte aufgenommen werden und nicht als zoologische in die erste (vgl. Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Akt 1005 ex 1881).
  74. Freud (1927a, S. 290).
  75. Vgl. Laible (1992), Gicklhorn & Gicklhorn (1960, S. 135f.).
  76. Freud (1877a), (1878a), (1879a), (1881a).
  77. Freud (1989a, S. 193).
  78. Jones (1960, S. 82).
  79. Freud (1960a, S. 40-43).
  80. Freud (1960a, S. 51.).
  81. Freud (1960a, S. 79).
  82. Freud (1960a, S. 79).
  83. Freud (1884b, 1884d).
  84. Freud (1884c).
  85. Flechsig (1876, S. 261).
  86. Freud (1960a, S. 182).
  87. Freud (1960a, S. 116f.
  88. Freud (1960a, S. 117).
  89. Freud (1960a, S. 116).
  90. Freud (1960a, S. 114).
  91. Vgl. zu diesem Thema besonders Hirschmüller (1990).
  92. Aschenbrandt (1883).
  93. Freud (1884e, S. 11-13).
  94. Gärtner (1919, S. 6).
  95. Koller (1884a).
  96. Koller (1884b).
  97. Jelinek (1884).
  98. In 1884, in my haste to join my fiancée a day or two earlier – she was long away from Vienna – I botched a work oin the coca and had others steal from me the honor and profit of the discovery of cocaine as an anaesthetic.« vgl. Papini (1973, S. 99).
  99. Gicklhorn & Gicklhorn (1960, S 76).
  100. Freud (1960e, S. 77).
  101. Jones (1960, S. 253).
  102. Freud (1925d, S. 48),
  103. Freud (1956a, S. 136).
  104. Freud (1886f); vgl. Jones (1960, S. 249f.).
  105. The starting-point is found in Charcot's lessons at the Salpêtrière.« vgl. Recouly (1973, S. 59).
  106. Freud (1956a).
  107. Fichtner & Hirschmüller (1988).
  108. Freud (1960a, S. 225).
  109. Vgl. Fichtner (1992).
  110. Freud (1888b).
  111. Freud (1888-89a).
  112. Freud (1890a).
  113. Freud (1914d, S. 57).
  114. Freud (1985c, S. 195).
  115. Freud (1985c, S.258f.).
  116. Klein (981, S. 155).
Literatur Anzieu, Didier. 1990. Freuds Selbstanalyse und die Entdeckung der Psychoanalyse, 2 Bände. München/Wien: Verlag Internationale Psychoanalyse 1990.

Bernfeld, Siegfried & Bernfeld, Suzanne Cassirer. 1981. Bausteine der Freud-Biographik. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1981.

Blum, Ernst. 1973. The Human Image of Sigmund Freud. In: Ruitenbeek, Hendrik (Ed.), Freud as we knew him. Detroit: Wayne State University Press 1973, pp. 296.

Brauns, Horst-Peter & Schöpf, Alfred. 1989. Freud und Brentano. Der Medizinstudent und der Philosoph. In: Nitzschke, Bernd (Hg.), Freud und die akademische Psychologie. Beiträge zu einer historischen Kontroverse. München: Psychologie Verlags Union 1989, S. 40-79.

Breuer, Josef. 1868. Die Selbststeuerung der Athmung durch den Nervus vagus. Sitzungsber. Akad. Wiss., (Math.-Naturw. Kl.), 58(1868), 909-937.

Breuer, Josef. 1874. Über die Funktion der Bogengänge des Ohrlabyrinths. Med. Jb., 1874, 72-124.

Ferenczi, Sándor. 1912. Symbolische Darstellung des Lust- und Realitätsprinzips im Ödipus-Mythos. Imago, 1(1912), S. 276-284.

Flechsig, Paul. 1876. Die Leitungsbahnen im Gehirn und Rückenmark des Menschen. Leipzig: Engelmann 1876.

Fichtner, Gerhard. 1992. Die Bibliothek Sigmund Freuds nach den vorhandenen Verzeichnissen. Tübingen: Institut für Geschichte der Medizin 1992 [Manuskript].

Fichtner, Gerhard & Hirschmüller, Albrecht. 1988. Sigmund Freud, Heinrich Obersteiner und die Diskussion über Hypnose und Kokain. Jb. Psychoanal. 21(1988), S. 105-137.

Freud, Sigmund. 1877a. Über den Ursprung der hinteren Nervenwurzel im Rückenmark von Ammocoetes (Petromyzon Planeri). Sitzungsber. Akad. Wiss., (Math.-Nat. Kl.), 3. Abt., Bd. 75(1877), 15-27.

Freud, Sigmund. 1877b. Beobachtungen über Gestaltung und feineren Bau der als Hoden beschriebenen Lappenorgane des Aals. Sitzungsber. Akad. Wiss., (Math.-Nat. Kl.), 1. Abt., Bd. 75(1877), 419-431.

Freud, Sigmund. 1878a. Über Spinalganglien und Rückenmark des Petromyzon. Sitzungsber. Akad. Wiss., (Math.-Nat. Kl.), 3. Abt., Bd. 78(1878), 81-167.

Freud, Sigmund. 1879a. Notiz über eine Methode zur anatomischen Präparation des Nervensystem Zbl. med. Wiss., 17(1879), 468-469.

Freud, Sigmund.. 1881a. Über den Bau der Nervenfasern und Nervenzellen beim Flußkrebs. Sitzungsber. Akad. Wiss., (Math.-Nat. Kl.), 3. Abt., Bd. 85(1882), 9-46.

Freud, Sigmund. 1884a. Ein Fall von Hirnblutung mit indirekten basalen Herdsymptomen bei Scorbut. Wiener med. Wschr., 34(1884), 244-246.

Freud, Sigmund. 1884b. Eine neue Methode zum Studium des Faserverlaufs im Centralnervensystem. Zbl. med. Wiss., 22(1884), 161-163.

Freud, Sigmund. 1884c. A New Histological Method for the Study of Nerve-Tracts in the Brain and Spinal Chord. Brain, 7(1884), 86-88.

Freud, Sigmund. 1884d. Eine neue Methode zum Studium des Faserverlaufs im Centralnervensystem. Arch. Anat. Physiol., Anat. Abt. (1884), 453-460.

Freud, Sigmund. 1884e. Über Coca. Zbl. ges. Ther., 2(1884), 289-314.

Freud, Sigmund. 1884f. Die Structur der Elemente des Nervensystems. %Jb. Psychiat. Neur., 5(1884), 221-229.

Freud, Sigmund.1886f. [Übersetzung von] Charcot, Jean-Martin, Leçons sur les maladies du systéme nerveux, Bd. 3, Paris 1887, unter dem Titel Neue Vorlesungen über die Krankheiten des Nervensystems insbesondere der Hysterie. Leipzig: Deuticke 1886.

Freud, Sigmund. 1888a. Hysterie. In: Villaret, Albert (Hg.), Handwörterbuch der gesamten Medizin,

Bd. 1, Stuttgart: Ferdinand Enke 1888, S. 886-92. GW Nachtragsband, S. 69-90

Freud, Sigmund. 1888-89a. [Übersetzung mit Vorrede und Fußnoten von] Bernheim, Hippolyte,

De la suggestion et de ses applications al thérapeutique. Paris 1886, [unter dem Titel] {Die Suggestion und ihre Heilwirkung}, Leipzig/Wien: Deuticke 1888

Freud, Sigmund.1890a. Psychische Behandlung (Seelenbehandlung). In: Koßmann, R. & Weiß, J. (Hg.), Die Gesundheit: Ihre Erhaltung, ihre Störungen, ihre Wiederherstellung, Bd. 1, Stuttgart/Berlin/Leipzig 1890, S. 368-384. GW 5, S. 287-315.

Freud, Sigmund.1891b. Zur Auffassung der Aphasien. Wien: Deuticke 1891.

Freud, Sigmund. 1892-94a. [Übersetzung mit Vorwort und Fußnoten von] Charcot, Jean-Martin: Leçons du mardi á la Salpêtriére (1887-1888)}. Paris 1888, [unter dem Titel] Poliklinische Vorträge, Bd. 1. Leipzig/Wien: Deuticke 1892-94.

Freud, Sigmund. 1895d. Studien über Hysterie. Wien: Deuticke 1895 [zusammen mit Josef Breuer].

Freud, Sigmund. 1897a. Die infantile Cerebrallähmung. In: Nothnagel, Hermann (Hg.), Specielle Pathologie und Therapie, Bd. 9, Wien: Alfred Hölder 1897.

Freud, Sigmund. 1900a.. Die Traumdeutung. Leipzig/Wien: Franz Deuticke 1900. GW 2/3; zitiert nach SA II.

Freud, Sigmund. 1901b. Zur Psychopathologie des Alltagslebensg. Berlin: Karger 1904. GW 4.

Freud, Sigmund. 1914d. Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung. Jb. Psychoanal., 6(1914), S. 1-24. GW 10, S. 137-170.

Freud, Sigmund. 1923a. Psychoanalyse. In: Marcuse, Max (Hg.), Handwörterbuch der Sexualwissenschaft. Bonn: Marcus & Webers 1923. GW XIII.

Freud, Sigmund. 1925d. Selbstdarstellung. In: Grubrich-Simitis, Ilse (Hg.), »Selbstdarstellung«. Schriften zur Geschichte der Psychoanalyse. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1973 .

Freud, Sigmund. 1926d. Hemmung, Symptom und Angst. GW XIV, 111-205.

Freud, Sigmund. 1927a. Nachwort zur Frage der Layenanalyse. GW XIV, 287-296.

Freud, Sigmund. 1933a. Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. SA I, 449-608.

Freud, Sigmund. 1940a. Abriß der Psychoanalyse. GW XVII, 63-138.

Freud, Sigmund. 1950c. Entwurf einer Psychologie. GW Nachtr., 387-477.

Freud, Sigmund. 1953a. Briefe an Martha Bernays, In: Jones, Ernest, Das Leben und Werk von Sigmund Freud. Band 1, Bern: Huber 1960.

Freud, Sigmund. 1955a. Stipendiengesuch für zoologische Studien, in: Gicklhorn, Josef, Wissenschaftsgeschichtliche Notizen zu den Studien von S. Syrski (1874) und S. Freud (1877) über männliche Flußaale. Sitzungsber. Akad. Wiss. Wien (Math.-Naturwiss. Kl.), I. Abt., Bd. 164(1955).

Freud, Sigmund. 1956a. Bericht über meine mit Universitäts-Jubiläums-Reisestipendium unternommene Studienreise nach Paris und Berlin, Oktober 1886 – Ende März 1886, in:

Gicklhorn, Josef & Gicklhorn, Renée Sigmund Freuds akademische Laufbahn im Lichte der Dokumente. Wien/Innsbruck: Urban & Schwarzenberg 1960, S. 82-89.

Freud, Sigmund. 1960a. Briefe 1873-1939. Ausgew. u. hrsg. von Ernst L. Freud. Frankfurt a. M.: S. Fischer 1960.

Freud, Sigmund. 1960e. Reisestipendien-Gesuch, in: Gicklhorn, Josef & Gicklhorn, Renée, Sigmund Freuds akademische Laufbahn im Lichte der Dokumente. Wien/Innsbruck: Urban & Schwarzenberg 1960.

Freud, Sigmund. 1963a. Briefe an Oskar Pfister, in: Sigmund Freud / Oskar Pfister, Briefe 1909-1939, hrsg. von Ernst L. Freud und Heinrich Meng, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1963. 2. Aufl. 1980.

Freud, Sigmund. 1965a. Briefe an Karl Abraham, in: Sigmund Freud / Karl Abarahm, Briefe 1907-1926, hrsg. von Hilda C. Abraham und Ernst L. Freud, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1965.

Freud, Sigmund. 1980c. Brief an Rudolf Brun (18.3.1936). In: Aeschlimann, Jürg, Rudolf Brun (1885-1969). Leben und Werk des Zürcher Neurologen, Psychoanalytikers und Entomologen, Med. Diss., Zürich: 1980, S. 67.

Freud, Sigmund. 1985c. Briefe an Wilhelm Fließ 1887-1904. Hrsg. von Jeffrey Moussaieff Masson. Bearb. von Michael Schröter. Transkription von Gerhard Fichtner. Frankfurt a. M.: S. Fischer 1986.

Freud, Sigmund. 1989a. Briefe an Eduard Silberstein, in: Freud, Sigmund, Jugendbriefe an Eduard Silberstein 1871-1881, hrsg. von Walther Boehlich, Frankfurt am Main: S. Fischer 1989.

Gamwell, Lynn & Wells, Richard (Eds.). 1989. Sigmund Freud and Art. His Personal Collection of Antiquities. Introduction by Peter Gay. New York: State University of New York.

Gärtner, Gustav. 1919. Die Entdeckung der Lokalanästhesie. Der neue Tag, 1(1919), Nr. 137, S. 6.

Gay, Peter. 1989. Freud. Eine Biographie für unsere Zeit. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1989.

Gicklhorn, Josef & Gicklhorn, Renée. 1960. Sigmund Freuds akademische Laufbahn im Lichte der Dokumente. Wien/Innsbruck: Urban & Schwarzenberg 1960.

Grollman, Earl. 1965. Judaism in Sigmund Freuds World. New York: Bloch 1965.

Hemecker, Wilhelm. 1991. Vor Freud. Philosophiegeschichtliche Voraussetzungen der Psychoanalyse Sigmund Freuds. [Inaugural-Dissertation]. München: Philosophia: 1991.

Hellige, Hans-Dieter. 1979. Generationenkonflikt, Selbsthaß und die Entstehung antikapitalistischer Positionen im Judentum. Der Einfluß des Antisemitismus auf das Sozialverhalten jüdischer Kaufmanns- und Unternehmersöhne im Deutschen Kaiserreich und in der K.u.K.-Monarchie. Geschichte und Gesellschaft, 5(1979), S 476-518.

Hirschmüller, Albrecht. 1978. Physiologie und Psychoanalyse in Leben und Werk Josef Breuers. Bern: Huber 1978.

Hirschmüller, Albrecht. 1990. Freud und das Kokain oder Die Austreibung des Teufels mit Beelzebub. Antrittsvorlesung am 27. April 1990. Tübingen [Manuskript].

Jelinek, Edmund. 1884. Das Cocain als Anästheticum und Analgeticum für den Pharynx und Larynx. Wien. med. Wschr., 34(1884), S 1334-1337, 1364-1367.

Jones, Ernest. 1960. Das Leben und Werk von Sigmund Freud. Bd. 1: Die Entwicklung zur Persönlichkeit und die grossen Entdeckungen 1856-1900. Bern/Stuttgart: Huber 1960.

Jones, Ernest. 1962. Das Leben und Werk von Sigmund Freud. Bd. 2: Jahre der Reife 1901-1919. Bern/Stuttgart: Huber 1962.

Klein, Dennis. 1981. Jewish Origins of the Psychoanalytic Movement. New York: Praeger 1981.

Koller, Karl. 1884a. Vorläufige Mitteilung über locale Anästhesierung am Auge. In: Bericht über die Sechzehnte Versammlung der Ophtalmologischen Gesellschaft in Heidelberg. Rostock 1884.

Koller, Karl. 1884b. Über die Verwendung des Cocains zur Anästhesierung am Auge. Wien. med. Wschr., 34(1884), 1276-1278, 1309-1311.

Kraus, Oskar (Hg.). 1979. Franz Brentano. Zur Kenntnis seines Lebens und seiner Lehre. München: C. H. Beck 1919.

Laible, Eva. 1992. »Durch Entbehrung zum Wissen". Unbekannte Dokumente aus Freuds Universitäts-Jahren. Jahrbuch der Psychoanalyse, 29(1992), S. 239-264.

McGrath, William. 1974. Dionysian Art and Populist Politics in Austria. New Haven/London: Yale University Press 1974.

McGrath, William. 1986. Freud's Discovery of Psychoanalysis. The Politics of Hysteria. Ithaca/London: Cornell University Press 1986.

Nikolova, Vassilka. 1988. Some Ideas about the Symbolic System of the Oidipus Myth and its Interpretation in Consistency with the Science of Medicine and Psychology. In: F. Erös & G. Kiss (Ed.), Papers of the Seventh European Conference for the History of the Social and Behavioral Sciences, Budapest, 4-8 September 1988, S. 483-490.

Paneth, Joseph. 1883/84. Vita nuova. Villefranche 1883/84 [Manuskript].

Papini, Giovanni. 1973. A Visit to Freud. In: Ruitenbeek, Hendrik (Ed.), Freud as we knew him. Detroit: Wayne State University Press 1973, pp. 98-102.

Rank, Otto & Sachs, Hanns. 1913. Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Geisteswissenschaften. Wiesbaden: Bergmann 1913.

Recouly, Raymond. 1973. A Visit to Freud. In: Ruitenbeek, Hendrik (Ed.), Freud as we knew him. Detroit: Wayne State University Press 1973, pp.

58-62.

Reik, Theodor. 1920. Ödipus und die Sphinx. Imago, 6(1912), S 95-131.

Robert, Marthe. 1975. Sigmund Freud – zwischen Moses und Ödipus. Die jüdischen Wurzeln der Psychoanalyse. München: List Verlag 1975.

Robert, Marthe. 1986. Die Revolution der Psychoanalyse. Leben und Werk von Sigmund Freud. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1986.

Sulloway, Frank. 1982. Freud. Biologe der Seele. Jenseits der psychoanalytischen Legende. Köln/Lövenich: Edition Maschke 1982.

Syrski, Szymon. 1874. Über die Reproductionsorgane der Aale. In: Sitzungsber. Akad. Wiss. Wien, Math.-Naturwiss. Kl.), 1. Abt., Bd. 69 (1874), S. 315-326.

Tögel, Christfried. 1989a. Berggasse – Pompeji und zurück. Sigmund Freuds Reisen in die Vergangenheit. Tübingen: edition diskord 1989.